Als am 11.10.2004 ein Energiebündel von
Retriever in meine Wohnung stürmte, war mir klar, dass sich in meinem Leben
einiges ändern würde. Ich ahnte zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht, wieviel
Lebensqualität mir Shacky zurück brachte.
Für uns beide hieß es erst einmal kennenlernen. Dies fiel in unserem Fall
ziemlich stürmisch und auch anstrengend aus, da ich und mein Begleiter
einen Dickkopf haben. Shacky hatte die vielen neuen Einflüsse der Großstadt zu
verarbeiten und ich paukte die Liste mit rund 50 Befehlen und versuchte sie
umzusetzen.
Aber auch so einfache Sachen, wie Shacky die Kenndecke anlegen, musste geübt
werden. Hierzu muss ich mich aufgrund meiner Behinderung weit über ihn beugen.
Dies bezeichnet man auch Dominanzverhalten und man kann - wenn der Hund es nicht
als alltägliche Handlung eingeprängt bekommt - damit einen Hund sehr
einschüchtern. Aber diese offizielle Kenndecke ist sehr wichtig. Sie
zeigt an, das Shacky einiges darf, was andere Hunde nicht dürfen. So darf er
mit Geschäfte - insbesondere auch in die Lebensmittelabteilung -, Museen, Kinos,
Krankenhäuser, Arztpraxen usw.
Verständlich, das am Anfang nicht alles reibungslos funktionierte. Aber inzwischen sind wir ein eingespieltes Team.
Shacky ist rund um die Uhr - 24 Stunden - im Einsatz.
Aufgrund meiner Contergan-Behinderung
habe ich keine Arme. Meine Hände sind auf
Höhe der Schultern und ich kann damit nur in einem bestimmten Radius greifen. Shacky
ist der erste Behindertenbegleithund, der eine Behinderte ohne
Arme
unterstützt.
Früher musste ich mich erst lang auf den Boden legen um die Gegenstände
aufheben zu können. Fällt mir jetzt etwas zu Boden, Shacky steht parat und hebt es mir
- für ein Lob und ein Leckerchen - auf. Und es macht
keinen Unterschied ob es sich um eine Büroklammer, ein Geldstück, einen Stift
oder einen Regenschirm handelt. Hunde
hassen
Metall im Maul; und deshalb ist es etwas besonderes, dass Shacky selbst Centstücke und Büroklammern aufhebt.
Er öffnet und schließt Türen, ruft den Aufzug, schaltet Licht ein oder aus,
bringt das Telefon.
Seine grösste Leidenschaft ist jedoch Wäsche waschen.
Damit er im Notfall Hilfe holen kann lässt er mich nicht aus den Augen.
Auch sonst ist Shacky bei fast allen meinen Unternehmungen dabei. Und er
überrascht mich immer wieder mit seiner
Anpassungsfähigkeit.
Aber trotz aller Hilfe durch Shacky bin ich aufgrund meiner Behinderung auch auf menschliche Hilfe angewiesen. Ein gut ausgebildeter Behindertenbegleithund erleichtert das Alltagsleben wesentlich. Bevor Shacky zu mir kam habe ich bei jedem Problem meine Helfer gebeten kurz vorbei zu kommen. Dies führte dann dazu, dass vieles nicht sofort erledigt werden konnte, da die Helfer nicht immer sofort Zeit hatten oder ich aufgrund der Uhrzeit nicht um Hilfe bitten wollte.
Behindertenbegleithunde werden leider nicht durch den Staat oder Sozialversicherungsträger gefördert, obwohl die Beschaffung, das Aufziehen und auch die Ausbildung dieser Hunde beträchtliche finanzielle Mittel erfordern. Dabei wird oft auch nicht bedacht, dass der Behindertenbegleithund ein Partner und Helfer ist, der jederzeit für den Behinderten da ist. Eine 24-Stunden-Betreuung durch Helfer oder Pflegestationen ist für Betroffene oft finanziell nicht tragbar.
Ein besonderes Dankeschön geht an Shacky's Tierarzt Herrn S. Wiesner, der uns mit Rat und Tat zu Seite steht.