Wie Shacky mich aussuchte oder Liebe auf den ersten Blick
21. September 2002 sah ich durch Zufall im Fernsehen einen Bericht über die Ausbildung von Behindertenbegleithunden. Kurze Zeit später fragte ich in der Ausbildungsstation nach, ob es möglich wäre einen Behindertenbegleithund für mich auszubilden.
Im Vorstellungsgespräch wurde zunächst geprüft wurde, ob ich überhaupt einen Hund versorgen kann. Dann
mußte ich schildern, welche Aufgaben der Behindertenbegleithund übernehmen
soll. Schon in den ersten Gesprächen stellte sich heraus, dass
man bei der Ausbildung des Hundes, vom üblichen Ausbildungsverfahren in einigen Punkten abweichen
musste. Man konnte zudem auf keine Erfahrungswerte für die Ausbildung
eines Hundes für eine Person ohne Arme zurückgreifen.
Um
sein Geschirr oder die Kenndecke anzulegen muss ich mich aufgrund meiner
Behinderung weit über den Hund beugen. Dies bezeichnet man auch
Dominanzverhalten und man kann - wenn der Hund es nicht als alltägliche
Handlung eingeprägt bekommt - damit einen Hund sehr einschüchtern. Der
Hund sollte an das weit über beugen müssen so früh wie möglich gewöhnt werden.
Aber auch
die Tatsache, dass ich viele Tätigkeiten mit den Füssen ausführe, sollte dem
Hund schon von klein auf geläufig sein. Nach
eingehender Prüfung kam man zum Schluß, dass es möglich ist, einen Hund für
mich auszubilden, wenn man den Hund schon ab dem Welpenalter an bestimmte Verhaltensweisen
gewöhnt.
Zudem wurde vereinbart, dass ich in unregelmäßigen Abständen die Ausbildung mit einem Besuch der Ausbildungsstation unterstützte um gfs. korrigierende Tips - wie z.B. wie bürste ich den Hund mit den Füssen - geben zu können.
Und dann war es so weit. In der Ausbildungsstation stellte man mir drei süße kleine - zwei schokoladenbraune und einen schwarzen - Labradorwelpen vor. Mir war bewusst, dass erst im Alter von ca. einem Jahr genau gesagt werden kann, ob die ausgewählten Hunde auch gesundheitlich für die Behindertengleithundausbildung geeignet sind. So hoffte und bangte ich, dass wenigstens einer der Hunde diese Hürde nehmen würde. Leider wollte das Schicksal es anders. Diese drei Hunde mussten wegen HD aus dem Ausbildungsprogramm genommen werden.
Nach diesem ersten Rückschlag überlegten wir, es doch einmal mit einem Hund zu probieren, der schon die Grundausbildung durchlaufen hatte. Leider konnte ich zu diesem Hund überhaupt keinen Draht finden.
Und wie heißt es so schön: Aller guten Dinge sind drei.
Wieder einmal besuchte ich in Begleitung von Freunden die Ausbildungsstation. Man hatte sich um neue Welpen bemüht und ich sollte sie das erste Mal sehen.
Aber, merkwürdige Geräusche aus der Nachbarbox machten mich auf einen kleinen, ein Jahr alten, Golden Retriever aufmerksam. Shacky! Da saß er, mit einer großen Halskrause, weil gerade erst operiert (Kastration). Flehend schauten mich zwei braune Hundeaugen an. Shacky versuchte sofort zu mir zu gelangen und ich hätte ihn am liebsten sofort geknuddelt. Aber Shacky war für eine andere Ausbildung vorgesehen. So musste erst geprüft werden, ob Shacky sich auch als Behindertenbegleithund eignet und ob er für mich zur Verfügung stehen könnte. Um ganz sicher zu sein, dass Shacky und ich harmonisieren, vereinten wir einen weiteren Besuch in der Ausbildungsstation.
So besuchte ich zwei Wochen später wieder die Ausbildungsstation. Und Shacky suchte sofort wieder meine Nähe. Er riss sogar der Trainerin aus, als er mich auf dem Parkplatz erkannte. Shacky machte es von Anfang an nichts aus, dass ich mich weit über ihn beugen muss. Auch das er viel auf meine Füße achten muss, hat er sehr schnell verstanden. Und nach diesem Tag stand fest, dass Shacky für mich als Behindertenbegleithund in Frage kommen könnte. Nach einer kurzen Zeit der Ungewissheit freute ich mich dann über die Nachricht, dass Shacky mein Behindertenbegleithund werden konnte.
Seit dem 11. Oktober 2004 unterstützt mich Shacky in vielen Lebenslagen. In den zwei Monaten in 2006, in der er wieder in der Ausbildungsstation geschult wurde, ist mir sehr bewusst geworden, welche Hilfeleistungen und Unterstützung Shacky mir im Tagesablauf gibt. Durch das jetzt erlernte Auslösen des Hausnotruf gibt er mir ein Sicherheitsgefühl zurück, dass ich seit dem Auszug aus meinem Elternhaus nicht mehr hatte.